whk2405/28.07.2005
"Abartiges" nach dem Justizmord im Iran
"Bild"-Zeitung denunziert wegen Homosexualität hingerichtete Jugendliche als "Kinderschänder"/ Hetze gegen "Moslemgsindel", "böse" Araber und "abartige Bestien" auf dem Homopoartal gayboy.at
Der kaltblütige Justizmord am zwei vermutlich homosexuellen Jugendlichen im Iran hat weltweite Empörung und Bestürzung ausgelöst. Zu einem dennuzierenden Bericht der Bild-Zeitung vom gestrigen Tage sowie zu rassistischen und pauschalisierenden Äußerungen gegen "böse" und "abartige" Moslems auf dem österreichischen Homoportal gayboy.at erklärt das wissenschaftlich-humanitäre komitee (whk):
Wegen "aller in Frage kommenden Verstöße gegen den Pressekodex" wird das whk gegen die "Bild"-Zeitung Beschwerde beim Deutschen Presserat einlegen. Die Selbstkontrolle deutscher Medien wird nun zu prüfen haben, ob ein denunzierender und übertrieben sensationell aufgemachter Bericht der "Bild"-Zeitung über die Hinrichtung von zwei vermutlich homosexuellen Jugendlichen im Iran eine Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht darstellt. Nach sich widersprechenden und nicht bestätigten Pressemeldungen waren die Jugendlichen wegen gemeinsamer homosexueller Betätigung zum Tode verurteilt worden. Andere unbestätigte Quellen geben an, die beiden jungen Männer hätten Raubdelikte begangen und gegen das Alkoholverbot verstoßen und seien deshalb inhaftiert worden. In der Haft hätten die beiden dann einen Jungen vergewaltigt, woraufhin die Todesstrafe ausgesprochen und am 19. Juni vollstreckt worden sei.
Das Springer-Blatt hatte gestern ein offenbar authentisches Foto veröffentlicht, auf dem zwei vermummte Henker den gefesselten beiden Jugendlichen kurz vor der Hinrichtung die Schlingen um den Hals ziehen. In der reißerischen Überschrift behauptet das Blatt dann trotz unklarer Quellenlage: "Hier werden zwei Kinderschänder gehängt". In einer zweispaltigen Bildunterschrift suggeriert das Blatt dies erneut: "Ihre Augen sind verbunden, die vermummten Henker legen ihnen die Stricke um den Hals: Wenige Sekunden später sind diese beiden Kinderschänder tot. Die jungen Männer waren von einem iranischen Gericht zum Tode verurteilt worden, weil sie einen 13jährigen Jungen entführt und vergewaltigt haben sollen."("Bild"-Zeitung v. 27. Juli 2005).
Das whk sieht insbesondere durch die bildliche Darstellung der Hinrichtung sowie die reißerische Bildunterschrift die Würde der zum Teil minderjährigen Justizopfer verletzt. Es war genau dieses im Internet veröffentlichte Foto, das bei Homosexuellengruppen weltweit für Empörung und zahlreiche Stellungnahmen gesorgt hatte. Auch die Menschrechtsorganisation amnensty international hatte die Hinrichtung verurteilt. Nach den positiven Erfahrungen, die das whk beim Presserat mit Beschwerden über die zunehmend homophobe Berichterstattung der Springer-Presse gemacht hat, ist davon auszugehen, daß der Presserat auch die "Bild"-Veröffentlichung als eindeutige Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht einstufen wird, so das whk.
Scharf rügt das whk unterdessen die nach einem Bericht über die Hinrichtung einsetzende rassistische Hetze gegen Moslems auf dem österreichischen Schwulenportal gayboy.at. Dort finden sich mehrere Userkommentare, in denen Moslems pauschal und durchweg in sehr schlechtem Deutsch als "Moslemgsindel" und "Bestien" beleidigt werden. So schreibt beispielsweise der User "Sweetboy 23" mit Verweis auf die beiden Bombenanschläge in London: "Und schon wieder ein Terroranschlag von diesem Moslemgsindl ... Herr Bush, die Jungs da unten brauchen dringend noch ein paar Bömbchen aufm Kopf ... Wenn dieses Moslemgsindl so weiter macht (Terroranschläge etc) wirds eh bald mal wieder da unten anständig krachen. Aber das nächste mal sollen die Amis die Sache gründlicher angehn. Nach dem Motto: nur ein toter Moslem ist ein guter Moslem."
Ein anderer User mit dem Namen "heart" läßt wissen: "Überall auf der Welt wo Unheil und Mord regiert haben irgentwelche Moslems ihre Finger im Spiel ... Diese Menschen wollen es einfach nicht wahrhaben das sie böse sind ... Für mich sind das keine Menschen für mich sind das abartige Bestien die nur den Terrorismus wollen und auch unterstützen ... Diese 'Menschen' (Anführungen im Original! whk) sind einfach nur krank. Am besten wäre eine große Mauer um diese Länder zu bauen und wenn sie wollen können sie sich dann gegenseitig in die Luft bomben und vernichten, aber (sie whk) sollen uns in Ruhe lassen." Ein User namens "Teramann" schreibt: "Es gibt leider auch bei uns in Wien Moslems (vorwiegend Türken ) die sich untereinander richten, wegen unnötige Kleinigkeiten, das sollten sie in ihren Ländern machen aber nicht hier. Ich habe absolut nichts gegen Ausländer keiner Art, jedoch wer solche Meinung vertritt sollte sofort ausgewiesen werden. Früher oder später ist das eine Gefahr für Europa, letztendlich für die ganze Welt. Am besten währe diese Länder ignorieren und total abblocken." Ein User unter dem Nick "manus" geifert indes: "In wenigen Jahren hat dieses islamische Gesindel auch bei uns die Oberhand, so wie heu schon in Deutschland. Es gibt nur einen einzige Weg für uns in EU Religion ist Privatsache, so we die sexuelle Neigung, und hat im öffentlichen Leben nix zu suchen. Wer das nicht will geht wieder in die arabische Wüste zurück." In anderen Kommentaren ist zu lesen, die "Ausrichtung des Korans" sei krank "und da merkt man wie Religion menschliche Hirne krank machen kann! Das ist nichts anderes wie die Hinrichtugen im KZ damals, kein bißchen weniger schlimm!!!" Der User "20yearsb" schreibt: "Langsam find ichs gut was Busch macht. Leider nur halbe Sachen." Ein anderer meint: "Da fragt man sich ehrlich, warum die Amis mit ihren Aliierten nur halbe Sachen machen und den Irak und Iran nicht ganz plattwalzen."
Lediglich der User "ganjanija" verwahrt sich gegen derartige Äußerungen und warnt vor Hysterie: "Da sieht man wieder was solche Meldungen bewirken ... Die Leute kriegen Angst und vermischen alles mit jedem. Don't be afraid baby, sprach der Herr. Österreicher sterben eher am Wiener Schnitzerl..."
Das whk fordert den Betreiber des Internetportals gayboy.at auf, sämtliche fremdenfeindlichen Äußerungen sofort aus dem Internetauftritt zu löschen, da einige Äußerungen den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Das whk erinnert den Betreiber von gayboy.at daran, daß die Betreiber von Internetseiten für alle strafrechtlich relevanten Inhalte haftbar sind. Dies gilt auch und insbesondere für Userkommentare. Für das whk ist unverständlich, derart rassistisches Zeug vom Webmaster unbemerkt auf die Webseite eines für Toleranz werbenden Homoportals gelangen kann.
Rückfragen: 0180/4444945