whk2205/01.06.2005
Es hat alles nichts genutzt
Ortwin Passon läßt Verdienstkreuz am Bande zurückgehen / whk erleichtert
Zur heutigen Zurückweisung des dem Redakteur der whk-Zeitschrift "Gigi" durch den Bundespräsidenten Horst Köhler verliehenen Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erklärt das whk:
Bis zum heutigen Morgen hatte sich das Berliner whk-Mitglied Ortwin Passon mit der Entscheidung schwergetan, ob es die beabsichtigte Ehrung aus den Händen von Sozialsenatorin Dr. Heidi Knake-Werner entgegennehmen würde oder nicht. Den letzten Ausschlag, dies doch besser zu unterlassen, gab offenbar eine inzwischen von der Website der Landesregierung entfernte Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz vom 30. Mai, die irreführende Angaben enthielt und über deren Inhalt der Geehrte nicht informiert worden war. Dem Vernehmen nach hatte die Absicht, einen whk-Aktivisten für sein sexualpolitisches Engagement, darunter explizit jenes als "Gigi"-Redakteur, zu würdigen, auch Unmutsäußerungen aus der bürgerlichen Homosexuellenszene provoziert und zu Nachfragen der Boulevardpresse im Büro der Senatorin geführt. Passons Redakteurstätigkeit kam denn auch in der Rede der Senatorin nicht vor.
In Erwiderung auf die Laudatio begründete Passon seinen Entschluß anhand zahlreicher Beispiele für die Mißachtung seines von der Senatorin zuvor ausführlichen gelobten Engagements, sei es beim Technischen Hilfswerk, bei der Jugendabteilung der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft oder bei der Führungsakademie des Deutschen Sportbundes. Es habe "alles nichts genutzt", so Passon, der abschließend die Senatorin unter Berufung auf Rosa Luxemburgs Artikel "Eine taktische Frage" von 1899 fragte: "Kann ich diese Auszeichnung überhaupt annehmen, ohne politisch unglaubwürdig zu werden? Ruinierte ich mit meiner Eitelkeit nicht meinen Lebenslauf? Beleidigte ich damit womöglich die Arbeit der übrigen 'Gigi'-Autoren und whk-Aktivisten? Wirkte meine jahrelange Kritik am Ausbeutungscharakter dieses Systems auf die von mir vertretenen Leidtragenden nicht zu Recht unanständig, wiese ich die paralysierende Hand meines politischen Gegners jetzt nicht zurück? ... Kann ich aus der Hand eines in eine bürgerliche Regierung eingetretenen 'sozialistischen Elements, einer Kommunistin, dieses Bundesverdienstkreuz annehmen? Lasse ich mich als Vorbild mißbrauchen und in ihr Tun einbinden von Einrichtungen und politischen Gegnern, die ansonsten doch meine Lebensleistung und meine gesellschaftskritischen Positionen verunglimpfen? Oder will ich doch lieber loyaler Anwalt der Opfer des Kapitals bleiben?" Im Falle der Annahme, so Passon, wäre er "ein nichtswürdiger Opportunist'.
Die Berliner whk-Gruppe zeigte sich erleichtert von Passons Entschluß und empfiehlt besonders der bürgerlichen Lesben- und Schwulenszene in Anlehnung an die Ausführungen der Senatorin Ortwin Passon als Vorbild unbestechlichen ehrenamtlichen Engagements.
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