whk2105/31.05.2005
Ein Kreuz zuviel
Verdienstkreuz am Bande für Redakteur der whk-Zeitschrift "Gigi" / Berliner whk-Gruppe ermuntert Schwulenaktivisten Ortwin Passon, sich nicht politisch korrumpieren zu lassen
Wie erst jetzt bekannt wurde, hat Bundespräsident Horst Köhler am 9. Februar dem Berliner whk-Aktivisten Ortwin Passon das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zu der für den morgigen Mittwoch angekündigten Überreichung durch die Berliner Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner erklärt das whk:
In den bald sieben Jahren seiner Existenz gab es diverse Einbindungsversuche des neugegründeten whk in den politischen Mainstream, denen es sich weitgehend verweigert hat. Sie haben mit dieser Auszeichnung für das Vorstandsmitglied des Fördervereins des whk e.V. indes eine neue Qualität erreicht. Denn laut amtlicher Einladung zum Überreichungsakt erfolgte die Verleihung, neben zahlreichen anderen Verdiensten wie der Verteidigung von Patientenrechten HIV-Positiver oder der Lobbyarbeit beim Stricherprojekt "Subway", "vor allem für seine kritischen Arbeiten auf sexualpolitischem Gebiet im Rahmen des wissenschaftlich-humanitären komitees (whk) und in der Redaktion der vom whk herausgegebenen Fachzeitschrift Gigi". Wer nur ein einziges Mal die Website des whk besucht oder die genannte Zeitschrift in Händen hielt, wird die Absurdität des Vorgangs sofort erkennen, der nicht zuletzt ein Schlaglicht auf die Arbeitsweise zu Schloß Bellevue wirft; eingehende Recherchen können der Unterschrift des Bundespräsidenten jedenfalls nicht vorausgegangen sein.
Falsch ist ferner der Kenntnisstand der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz, die in einer Pressemitteilung von 30. Mai behauptet, "ein Schwerpunkt seines Engagements liegt auf sexualpädagogischem Gebiet beim 'wissenschaftlich-humanitären komitee', dem er als Mitglied des Bundesvorstandes angehört. Das Komitee will dazu beitragen, daß Homosexualität als eigenständige Lebensweise akzeptiert wird." Sexualpädagogik war im Gegensatz zu Sexualpolitik jedoch nie Arbeitsschwerpunkt von Ortwin Passon oder des whk, das sich gerade auch dem bürgerlichen homosexuellen Akzeptanzdiskurs wegen seines servilen Bittstellcharakters widersetzt. Ein Ortwin Passon bettelt nicht, er fordert höchstens.
Als politischer Affront erscheint eine solche Verleihung auch vor dem Hintergrund dessen, welche Homosexuellen zuvor mit diesem Kreuz geschlagen wurden: Es waren durchweg brave, staatstreue Bürgerschwule. Erinnert sei daran, daß etwa der grüne Musterschwule Volker Hero Beck es am 4. Oktober 2002 bei derselben Zeremonie annahm, bei welcher der Endokrinologe Günter Dörner sogar das Große Verdienstkreuz erhielt, der weltweit im Zwielicht steht wegen seiner Rattenversuche mit dem Ziel der Eliminierung der Homosexualität durch Eingriffe ins Gehirn.
Insbesondere die Berliner whk-Gruppe hat ihr Mitglied Ortwin Passon eindringlich aufgefordert, sich nicht durch die Annahme dieses obskuren Ordens der Beliebigkeit korrumpieren, seine politische Biographie beschädigen sowie die Ernsthaftigkeit seiner staats- und systemkritischen Arbeit in whk und "Gigi"-Redaktion in Zweifel ziehen zu lassen. Wie auch immer der Diplom-Politologe mit dieser Ent-Ehrung umgeht: das whk wird sich auf seinem nächsten Bundestreffen mit dem Vorgang und seinen Konsequenzen für das Selbstverständnis zu befassen haben.
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