whk0103/01.01.2003
Die Rache der Enterbten?
Hirschfeld-Gesellschaft wirft "Stolperstein"-Stiftern Verleumdungskampagne gegen homosexuelle NS-Opfer vor. whk verlangt öffentliche Entschuldigung
In einer Presseerklärung vom 22. Dezember 2002 hat die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (MHG) der Berliner Regionalgruppe des whk eine Verleumdungskampagne gegen homosexuelle NS-Opfer vorgeworfen. Hinter-grund ist die öffentliche whk-Kritik am unwürdigen Umgang mit dem Projekt "Stolpersteine" durch Angestell-te des Heimatmuseums Friedrichshain-Kreuzberg. Zu den Vorwürfen der MHG erklärt das Berliner whk:
Das whk als Stifter eines "Stolpersteins" hat sich entgegen dem allgemeinen Trend erlaubt, genau zwischen NS-Opfern und NS-Tätern zu unterscheiden. Die erste dem whk seitens des Museums angebotene Stolperstein-Patenschaft ließ infolge vorenthaltener Informationen jedoch keinen anderen Schluß zu als den, daß in der Person des zu würdigenden Opfers eines Wachmanns in einem Zwangsarbeiterlager zugleich ein Täter rehabilitiert werden würde. Das whk schlug nach Konsultation eines renommierten Historikers diese Patenschaft aus und übernahm die über ein anderes homosexuelles Opfer. Zur Verlegung dieses Stolpersteins wurde das whk dann jedoch nicht eingeladen.
Daß das whk über den schlampigen Umgang mit den Biographien der Opfer wie mit den Stiftern ihrer Gedenksteine nicht stillschweigend hinweggeht, nimmt nun die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft zum Anlaß, das whk öffentlich anzuprangern und in eine Reihe mit den NS-Tätern zu stellen: Das "Vorgehen des whk", so MHG-Mitglied Andreas Pretzel wörtlich, "kommt einer zweiten Verurteilung gleich". Das ist besonders infam angesichts der Tatsache, daß Pretzel in der MHG-Erklärung erstmals jene biographischen Daten mitteilt, die dem whk vom Museum vorenthalten wurden und womöglich zu einer anderen Entscheidung geführt hätten.
Die Berliner whk-Gruppe weist die Anschuldigungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft aufs Schärfste zurück. Die Unterstellung, "homosexuelle NS-Opfer namentlich zu nennen, um ihr Andenken öffentlich in den Schmutz zu ziehen", ist mehr als unverschämt. Das whk verlangt von der MHG eine öffentliche Rücknahme der Vorwürfe und eine Entschuldigung.
Rückfragen: 030/6515213; mail@whk.de
Die Erklärung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft samt ausführlicher Kommentierung finden Sie unter www.whk.de.