Email der Urania Berlin e.V. vom 20. 11. 2007 betreffend den Offenen Brief des whk vom 5. 11. 2007
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir bestätigen den Eingang Ihres Offenen Briefes.
Wir werden Ihrem Ersuchen nicht folgen, die Veranstaltung aus dem Programm zu nehmen. Vielmehr werden wir uns bemühen, einen möglichst störungsfreien Ablauf der Veranstaltung zu gewährleisten
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Wilfried Karl
(Fachbereichsleiter)
Urania Berlin e.V.
An der Urania 17 / Kleiststr. 13
10787 Berlin-Schoeneberg
Email-Antwort des whk an Dr. Wilfired Karl vom 20. 11. 2007
Sehr geehrter Herr Dr. Karl,
ich danke für Ihre Email in Reaktion auf den Offenen Brief des wissenschaftlich-humanitären komitees (whk) vom 5. November 2007. Allerdings ist sie bedenklich in zweierlei Hinsicht.
Zum einen gibt Ihre Email keinerlei Auskunft darüber, ob sich die angesprochenen Gremien der Urania Berlin mit dem Inhalt des aus begründeter Besorgnis heraus verfaßten Offenen Briefes überhaupt auseinandergesetzt haben. Das whk hat immerhin schwerwiegende Argumente gegen die geplante Veranstaltung vorgebracht.
Wenn das whk mit dem Polizeidirektor Reinhard Mokros den seinerzeitigen Vorsitzenden der ältesten Bürgerrechtsorganisation Deutschlands, der Humanistischen Union, zitiert, der in Herrn Karremanns Aktivitäten eine Gefahr für den rechtsstaatlichen Strafprozeß sieht, wenn erfahrene Journalisten der begründeten Meinung sind, daß Herrn Karremanns Artikel über Pädophile gegen den Pressekodex verstoßen, wenn sie sich in diesem Zusammenhang an Elemente aus Victor Klemperers berühmter Analyse der Sprache des Dritten Reiches (LTI) erinnert sehen und von einem hohen Verhetzungspotential die Rede ist: Wäre dann nicht zu erwarten, daß sich eine renommierte Bildungsvereinigung wie die Urania Berlin damit intensiv auseinandersetzt? Und daß sie im Falle dessen, daß sie dennoch an der Veranstaltung und dem derart kritisierten Referenten festhält, dieses Festhalten argumentativ begründet? Geschieht dies nicht und wird dies mit einem knappen Satz abgetan, so muß dies bei den um die Demokratie beorgten Verfassern des Offenen Briefes kaum anders denn als herablassend wahrgenommen werden.
Zum zweiten hätte sich unseres Erachtens für eine der demokratischen Wissenschaft und Bildung verpflichtete Institution zumindest der Versuch geziemt, die gegen die Veranstaltung, ihren detailliert analysierten und als Propaganda entschlüsselten Ankündigungstext sowie ihren Referenten vorgebrachten Sachargumente auf wissenschaftlicher Basis zu entkräften. Statt dessen sah sich die Urania Berlin zu der Mitteilung bemüßigt, sie werde sich "bemühen, einen möglichst störungsfreien Ablauf der Veranstaltung zu gewährleisten".
Dieser im Hinblick auf unseren Offenen Brief völlig zusammenhangslose Satz transportiert eine unglaubliche Unterstellung, die das whk aufs Schärfste zurückweisen muß. Was immer die Urania Berlin als Störung befürchtet, erwartet oder empfindet seien es sachlicher Widerspruch, Beifall, Zwischenrufe oder eine Saalschlacht , ob sie präventiv einen Moderator einsetzt oder einen Saalschutz aufbietet: All das hat mit dem Offenen Brief des whk nichts zu tun. Demokratie, Herr Dr. Karl, beginnt beim respektvollen Umgang mit Menschen, auch und gerade, wenn sie eine gegenteilige Meinung vertreten.
Ihre Nachricht läßt diese humanistische Grundhaltung deutlich vermissen. Sie behandelt die Mitglieder des whk darunter gestandene Arbeiter, teils promovierte und habilitierte Politolog/innen, Juristen, Historiker, Naturwissenschaftler, Ökonomen, Publizisten, Künstler/innen und Politiker bis zum Ex-MdB wie dumme, aufmüpfige Kinder. Geprägt von Arroganz und Mißachtung, ist ein solches Gebaren dem whk seit der Wiedergründung als sexualpolitische Assoziation in der Tradition Magnus Hirschfelds sowie der zweiten (west-)deutschen und DDR-Homosexuellenbewegung vonseiten keiner anderen Organisation von Rang begegnet.
Insofern können wir lediglich unserer Hoffnung und Erwartung Ausdruck verleihen, daß diese, Ihre Email nicht die letzte Antwort auf den Offenen Brief des whk war und nicht die generelle Attitüde der Urania Berlin e.V. gegenüber wem auch immer repräsentiert.
Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. Florian Mildenberger
whk-Gruppe Berlin, AG Schwulenpolitik des whk