Mitteilungen des whk September/Oktober 2004
Bitte jeder nur ein Kreuz!
Auf Offenen Listen oder in Wahlbündnissen treten whk-Freundinnen zu den NRW-Kommunalwahlen am 26. September 2004 an. Als Direktkandidat für den Münsteraner Rat unterstützt Michael Heß die Unabhängige Wählergemeinschaft für Münster (UWG). In Köln kandidiert Jörg Fischer für das linke Bündnis Gemeinsam gegen Sozialraub (GGS). Auf der Offenen Linken Liste/PDS in Moers tritt whk-Sprecher Dirk Ruder an, in Dortmund die Ratsabgeordnete Astrid Keller auf Listenplatz 5 für das Linke Bündnis Dortmund. In Düsseldorf schließlich kandidiert Frank Laubenburg (whk Rheinland) für die Linke Liste/PDS auf Platz 1. Im Kommunalwahlprogramm fordert die Düsseldorfer PDS den Erhalt und Ausbau von Frauenprojekten, sowie die Wiederaufnahme einer aktiven städtischen Antidiskriminierungspolitik für Lesben und Schwule. Der mehrfach in die Kritik geratene städtische Ordnungs- und Service-Dienst (OSD) soll aufgelöst werden: Die gezielten Kontrollen und Repressionen des städtischen OSD an schwulen Szene-Treffpunkten müssen eingestellt werden ... Die Abschaffung der sog. Sperrbezirke für Prostituierte halten wir ebenso für notwendig wie konkrete Beratung und Hilfe für Menschen, die der Prostitution nachgehen. Die Stadt Düsseldorf muß hierbei den Sicherheitsbedürfnissen der Prostituierten größere Aufmerksamkeit schenken.
Schweinerei und Revolution (1)
Mit dem whk rang Anfang August Volker Woltersdorff in der Wochenzeitung Freitag (33/2004). Zum Aufsatz Schweinerei und Revolution sandte Eike Stedefeldt (whk Berlin) folgenden Leserbrief: Was unterscheidet linksliberale von linken Blättern? Richtig, es sind Aufsätze wie der Woltersdorffsche über Marxismus und homosexuelle Bewegungen. Gemäß der Logik einer systemaffirmativen Kritik folgen sie einer für Liberale üblichen Struktur: Zunächst wird ausgiebig und wohlwollend die große Bedeutung linker Flausen referiert, um schließlich in einem einzigen Satz vereinzelte Nostalgiker, wie die Mitglieder des Wissenschaftlich Humanitären Komitees oder die Herausgeberinnen der Zeitschrift Ihrsinn, herablassend belächeln zu dürfen, die sich trotzig nach der Radikalität der frühen Jahre zurück sehnten, ohne dem Bedeutungswandel der Sexualität im Neoliberalismus angemessen Rechnung zu tragen. Was angemessen sein soll, bleibt freilich im dunkeln ... Woltersdorff weiß nicht mal, daß Ihrsinn eingestellt wurde und sich das whk (laut Eigensicht eine Assoziation selbstbewußter schwuler Säue) im Kontrast zu Magnus Hirschfelds honorig-bürgerlicher Organisation klein schreibt. Über diese vereinzelten Nostalgiker erfährt der Leser nichts, außer, daß sie eben vereinzelt und Nostalgiker sind, mithin weltfremd und unbeleckt von der Dialektik gesellschaftlicher Verhältnisse wie Sex, Geschlecht und Kapital in ihren Wesenszügen wie neoliberalen Erscheinungsformen. Warum sollte er auch erfahren, ... daß das whk die in Jahrzehnten erkämpften Freiräume autonom und damit subversiv gelebter Homosexualität gegen deren unter Rot-Grün drastisch zunehmende staatliche Repression und Zerstörung verteidigt, daß es mit diversen Bürger- und Menschenrechtsgruppen kooperiert und schwule Sexualität als Kern und Stoßrichtung des verschärften Sexualstrafrechts und einer durch keinerlei kriminologische Fakten gedeckten Kinderschänder-Hysterie entschleierte? Nichts davon im Freitag (der Artikel genau dazu zurückwies) und nichts davon bei Woltersdorff. Und dieser Mann will also Wissenschaftler sein und sich im Marxismus auskennen? Bei solchem Verhältnis zur Empirie?
Schweinerei und Revolution (2)
Im Email-Newsletter Nr. 20 des zweimonatlich kostenlos in der Szene verteilten Homomagazins Skinmaker haderte ein Laszlo L. Schreiber außer mit der teutschen Rechtschreibung und Grammatik auch mit dem Antirassismus des whk: Es rauscht mächtig im Berliner und im nationalen schwulen Blätterwald. Ursache des Rauschens ist in diesem Fall fast immer eine einzelne Organisation, die zwar unwichtig, dafür aber um so lautstärker ist und auf erstaunliche Resonanz trifft. Begonnen hat alles im Sommer letzten Jahres mit einem Artikel von Jan Feddersen, ... Taz-Redakteur und Ressortleiter für Schwules [es gibt kein solches Taz-Ressort Gigi], in der offiziellen CSD-Broschüre ... Jan hatte ... die Wendung arabischer Mob benutzt. Das war aber schon zuviel für Dirk Ruder, dem Redakteur eines sexualemanzipatorischen Blattes namens Gigi, das sich durch gnadenlose Einseitigkeit auszeichnet und in ihrer Mischung aus galligem Sarkasmus und verschwurbeltem Soziologen-Kauderwelsch schwer erträglich ist. Ruder steht außerdem einem Verein namens WHK vor ... eine Polit-Klitsche im schlimmsten Sinne des Wortes: arrogant, lautstark, ... unflätig und vom Geist Hirschfelds soweit entfernt wie der Stalinismus vom freien Menschen. Nach dem Motto, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, werfen der whk und ihr Gigi am liebsten mit Rassismus-Verdächtigungen um sich, unter anderem gegen das Schwule Überfalltelefon, das sich erfrechte, nicht genehme Statistiken zu veröffentlichen. Diese zeigten nämlich, daß überproportional viele junge Ausländer muslimischen Glaubens an Überfällen und Attacken auf Schwule in Deutschland beteiligt sind [genau dies belegen die ohnehin fragwürdigen Statistiken im Jahresbericht 2003 eben gerade nicht Gigi]. Nach der Logik von whk/Gigi ist jedoch nicht der Täter der Bösewicht, sondern das Opfer, das anscheinend nicht von Türken, sondern von rassistischen Ressintements verprügelt oder angepöbelt wurde. Der Amoklauf ging ca. ein halbes Jahr später weiter, diesmal gegen die Siegessäule. Diese hatte ihre November-Ausgabe ... mit einem provokanten Titel [Türken raus! vgl. Gigi Nr. 29] versehen ... Dieser Titel würde dem rassistischen Mob das Wort reden, und diese Ausgabe sollte sofort wieder eingesammelt und am besten verbrannt [dies hat das whk niemals gefordert Gigi] werden oder so ähnlich. Mal abgesehen, daß dieser Siegessäule-Titel als Hingucker schlicht brillant war ... mag man sich amüsieren über anmaßende Polit-Clowns, die außer Forderungen, Anklagen und einem übergroßen Mundwerk nicht viel zu bieten haben.
Der heutige Führer der Geschäfte bei der den Skinmaker verlegenden Berliner Bestflyerman.Info GmbH & Co. KG war mal der bekannteste deutsche Neofaschist: Als schwulen Auschwitz-Leugner Bela Ewald Althans porträtierte ihn Winfried Bonengel 1993 im Film Beruf Neonazi. In Skinmaker bedient Althans sich für gewöhnlich des Pseudonyms Laszlo L. Schreiber.*
* Nach späteren Informationen des whk verbirgt sich hinter Laszlo L. Schreiber eine reale Person dieses Namens und nicht Bela Ewald Althans.
Entdecke die Möglichkeiten
Das Recht, anders zu sein verteidigten nach Feststellung der Hannoverschen Allgemeinen (HNA) rund 200 TeilnehmerInnen beim Christopher-Street-Day (CSD) in Kassel. Zu der Politveranstaltung am 10. Juli waren die Transgender-Aktivistin Waltraud Schiffels und das whk als offizielle Redner bei der Abschlußkundgebung geladen. Die HNA berichtet: Drei Tage lang haben Schwule, Lesben, bi- und transsexuelle Menschen am Wochenende in Kassel den CSD unter dem Motto Entdecke die Möglichkeiten gefeiert ... Mit dabei waren das CSD-Organisationsteam, das Schwulenreferat der Uni Kassel, der Friseur Head Couture, das Gleis 1, die Schwulenkneipe Bel Ami, die Diskothek Rainbow, das Studio de la Concorde, die Grünen sowie die Kasseler AIDS-Hilfe, die unter anderem Kondome verteilte. Liebe Schwule, Lesben, Bi-, Trans- und Intersexuelle, begrüßte Dirk Ruder, ... Sprecher des wissenschaftlich-humanitären komitees, die Menschen zur Kundgebung auf dem Friedrichsplatz. Es gehe nicht um Normalisierung und Gleichmachung, sagte Ruder in seiner Rede, denn wir werden nie heterosexuell werden. Vielmehr gehe es um das Recht, anders sein zu dürfen. Autorin Waltraud Schiffels aus Saarbrücken freute sich über die rege Teilnahme am Kasseler CSD und ermunterte dazu, sich zu befreien und man selbst zu sein.